Zedtwitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stammwappen derer von Zedtwitz

Zedtwitz ist der Name eines fränkischen und böhmischen Adelsgeschlechts, das seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar existiert. Die Familie gliedert sich in mehrere (reichs)gräfliche und freiherrliche Linien und Zweige.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burgstall Zedtwitz, heute „Insel“ genannt

Namensgebender Stammsitz der Familie war die Herrschaft Zedtwitz im Bayerischen Vogtland (auch Regnitzland). Zedtwitz ist heute ein Gemeindeteil von Feilitzsch im Landkreis Hof in Oberfranken. Die fränkische Adelsfamilie kam wahrscheinlich im Gefolge der Vögte von Weida aus dem thüringischen Ort Veilsdorf. Als reichsfreie Ministeriale unterstanden sie zunächst unmittelbar Kaiser Friedrich Barbarossa und gehörten der vogtländischen Reichsritterschaft an.

Mit Ritter Georg von Zedtwitz wurden die Zedtwitzer erstmals 1235 urkundlich erwähnt. Die nächste nachweisliche Erwähnung der Familie datiert auf den 13. Oktober 1288 mit Berthold von Zedwitz.[1] Die ununterbrochene Stammreihe des Geschlechts begann 1377 mit dem Burggräflich Nürnbergschen Rat Peter von Zedtwitz auf Asch, Krugsreuth, Grün, Schönbach und Neuberg.

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Libá (Liebenstein), 1426–1945 im Besitz der Familie
Burg Neuberk, ab 1392 im Besitz

Vom 13. bis 16. Jahrhundert saßen die Zedtwitzer auf der Herrschaft Zedtwitz im Ritterkanton Gebürg. Diese umfasste das wehrhafte Wasserschloss Zedtwitz, heute ein Burgstall, dem als Vorwerke Münchenreuth mit 16 Gütern (1502) und Rittersitze in Isaar (1412) und Töpen vorgelagert waren. 1502 ging das Schloss in Zedtwitz von den Zedtwitz auf das benachbarte Adelsgeschlecht von Feilitzsch über.

Die Zedtwitzer lassen sich außerdem auf einem ehemaligen Rittergut in Joditz und in Fattigsmühle nachweisen. Spuren haben sie mit Wappen in Töpen und am Döhlauer Altar und mit Grenzsteinen in Mühlbach aus dem 16. Jahrhundert und in Dobeneck hinterlassen. Fünf Grabplatten der Zedtwitzer befinden sich in der Pfarrkirche Isaar (u. a. 1572, 1614, 1628).

Ab 1349 herrschte die Familie rund 600 Jahre lang über die Herrschaft Asch[2] im böhmischen Vogtland und seit 1426 durch Ankauf vom Vorbesitzer Hans von Sparneck auch über die Herrschaft Liebenstein. Asch hatte bis zum Sturz der Staufer zum Reichsland Eger gehört und war um 1254 Mittelpunkt einer um die Burg Neuberk gebildeten eigenen Herrschaft. Diese umfasste die Stadt Asch nebst 18 Dörfern. Die Herrschaft Asch war reichsunmittelbares Lehen der Krone Böhmen und gehörte keinem Reichskreis an. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde ihr die Reformation bestätigt. Nach den vergeblichen Versuchen von 1736 und 1746 mediatisierte Erzherzogin Maria Theresia von Österreich die Herrschaft Asch am 16. Dezember 1774 nach langem Widerstand der Zedtwitzer. Dadurch verlor das Ascher Ländchen seine Unabhängigkeit und wurde ein Bestandteil von Böhmen. An der Stelle des einstigen Zedtwitz'schen Schlosses in Asch befindet sich das Stadtmuseum Aš.

Am Ende des 16. Jahrhunderts ließen die von Zedtwitz ein Renaissancefort (wasserburgartige Festung) in Königswart errichten, das spätere Besitzer zum mehrmals umgestaltetem historistischem Schloss Königswart umbauten. 1623 oder 1631 wurden Herrschaft und Festung Königswart an die Grafen von Metternich verkauft.

Der Stamm Liebenstein wurde 1766 (Bestätigung zusammen mit dem Stamm Neuberg 1790) in den Reichsgrafenstand erhoben. Die Standeserhebung der Linien Zedtwitz auf Asch und Schönbach usw. sowie der ganzen Linie auf Asch in den Reichsgrafenstand und bayerischen Grafenstand erfolgte am 25. August 1790 durch den Reichsvikar Kurfürst Karl Theodor von Pfalzbayern in München.[3]

Moderne bis Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Zweig Asch ließ sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Moravan (Slowakei) und Duppau (Herrschaft mit Schloss, um 1950 zerstört, Zedtwitz`sche Grabkapelle als Ruine erhalten) nieder. Mit der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei fand jedoch die Geschichte aller Zedtwitzlinien und -zweige in Böhmen und der Slowakei ein Ende. Heute leben die Familienangehörigen über die ganze Welt verstreut.

Linien und Zweige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • I. Linie Stammvater: Konrad (urkundl. 1403; † 1422)
    • 1. Ast Stammvater: Karl-Joseph (1663–1742)
      • 1. Zweig Ober-Neuberg Stammvater: Wolf Christoph (1691–1739)
      • 2. Zweig Unter-Neuberg im eigenen Stamm erloschen
      • 3. Zweig Neuschloß-Sorg Stammvater: Karl Joseph Ferdinand (1730–1811)
    • 2. Ast Stammvater: Hans Christoph (1664–1746)
      • 1. Zweig von Moravan und Duppau (früher Asch) Stammvater: Georg Adam (1692–1774)
      • 2. Zweig Schönbach Stammvater: Ludwig (1735–1795)
  • II. Linie Zedtwitz-Liebenstein Stammvater: Klemens (1814–1896)

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stammwappen ist von Silber und Rot und Schwarz geteilt. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Spitzhut mit Knopf zwischen zwei wie der Schild bezeichneten Büffelhörnern.

Aufgrund der Wappengleichheit mit den Familien von Feilitzsch, von Röder und den egerländischen von der Heydte (Heydte) gibt es Grund zur Annahme, dass diese Familien aus der südthüringischen Adelsfamilie von Veilsdorf hervorgegangen sind. Wappenverwandt (mit denselben Farben, aber in anderer Anordnung) sind auch die von Hundelshausen, von Machwitz, von Gößnitz, von Perglas[4] sowie die von Radwitz/von Redwitz. Eine Verwandtschaft erscheint aufgrund der Wappenähnlichkeiten und der Herkunft aus dem Grenzgebiet von Thüringen, Oberfranken und Sachsen (Vogtland) sowie dem böhmischen Egerland zumindest möglich.

Die Gemeindewappen der Orte Zedtwitz und Liebenstein tragen die Zedtwitz-Farben. Im Scheiblerschen Wappenbuch ist das Wappen mit Zabitz beschriftet (ähnlich Rebitz für Redwitz[5]).

Bekannte Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Konrad von Zedtwitz (1410–1459), Herr auf Asch
  • 1470 Zedwicze vor dem Behaimer Wald[6]

Heincz, Vetter, Lienhart, Ulrich – Gebrüder von Zedwicz zum Libenstein

  • 1470 Ritter und Knecht von Zedwicz in der Voytlande

Cunrat, Balthasar, Veyt, Jörg von Zedwicz zu Neitperg; Cunz der Elter; Erhart und Peter von Zedwicz zu Hirsberg; Jörg von Zedwicz zu Tieffendorf; Cristoffel und Hanns von Zedwicz zu Tepen, Jan von Zedwicz; Sittich von Zedwicz zu Brambach; Nickel und Antony von Zedwicz zu Goczmansgrun[7]

Ausschnitt aus dem Epitaph des Endres von Zedwitz in der evangelischen Kirche von Absberg. Die Inschrift lautet: Anno 1602 den 6. Martii starb der Edel und Vest Herr Endres v. Zedwitz zu Windschbach Fürstl. Rat und Pfleger zu Sandsch. Gott genad. Das Bild zeigt neben dem Ritter eine sehr spannungsgeladene Darstellung des Jüngsten Gerichts
  • Franz Graf von Zedtwitz, Generalmajor, Inhaber des 5. Königlich Bayerischen Füsilier-Regiments Graf Zedtwitz (1791–1792)
  • Friedrich von Zedtwitz, Bergmeister in Marienberg und Annaberg (1811–1834)[10]
  • Clemens Graf von Zedtwitz-Liebenstein[11] (1814–1896), Dialektdichter
  • Curt Franz Graf Zedtwitz von Moraván und Duppau (1822–1909), Herr auf Duppau mit Sachsengrün und Moraván mit Duzó, Hubina, Nagy und Kis-Modó, Ó- und Új-Lehota, K.u.K. Kammerherr, Geheimer Rat, Oberstleutnant
  • Adolph Graf von Zedtwitz[12] (1823–1895), Hygieniker, Philanthrop
  • Ernestine von Fricken, verh. Gräfin von Zedtwitz[13] (1816–1844), Pianistin, vorübergehend mit Robert Schumann verlobt
Grab von Ewald von Zedtwitz

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Genealogie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Genealogisches Handbuch des Adels, Gräfliche Häuser Band XVI, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2000, ISSN 0435-2408
  • Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels
  • Petr Mašek: Modrá krev – Minulost a přítomnost 445 šlechtických rodů v českých zemích (Blaues Blut – Vergangenheit und Gegenwart 445 Adelsgeschlechter in den böhmischen Ländern). Prag 2003.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005
  • Heinrich Gradl: Regesten der von Zedtwitz. In: Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie, Jg. 13 (1885), S. 316–373 und Jg. 14 (1886), S. 286–348 (Digitalisat)

Heimatgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Alberti: Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des Ascher Bezirkes. In: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1.
  • August Gebeßler: Stadt und Landkreis Hof. München 1960.
  • Benno Tins: Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens. München 1977.
  • Engelbrecht, S.: Chronik von Zedtwitz

Historische Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zedtwitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heinrich Gradl, Regesten der Familie v. Zedwitz, in VJH 12, 1884, S. 23, Nr. 1.
  2. Asch. [2]. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 1: A–Aufzwingen. Altenburg 1857, S. 798 (zeno.org).
  3. Gotha. Genealog. Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Teil A, 115., 1942, S. 660
  4. Ernst Heinrich Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adelslexicon, 1861, S. 218.
  5. Liste fränkischer Rittergeschlechter#R
  6. Boehmerwald auf deine-berge.de
  7. http://www.asch-boehmen.de/bestaende/10795.pdf asch-boehmen.de S. 58 Nr. 117
  8. Johann Nikolaus Prückner: Synchronistik und Lebensläufe der Lehrer am Hofer Gymnasium von 1502 bis 1817. Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde e. V. Hof 1999. S. 174. ISBN 3-928626-33-7.
  9. E. Dietlein: Die Stadt Hof im Morgenrot der Reformation. Hof 1929. S. 59.
  10. Erzgebirgs Safari. In: erzgebirgs-safari.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 1. Januar 2015.@1@2Vorlage:Toter Link/www.erzgebirgs-safari.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  11. Ludwig Fränkel: Zedtwitz-Liebenstein, Clemens Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 756–759.
  12. Ludwig Fränkel: Zedtwitz, Adolph Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 753–756.
  13. Fricken, Ernestine von – Sophie Drinker Institut. In: sophie-drinker-institut.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Februar 2014; abgerufen am 1. Januar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sophie-drinker-institut.de
  14. Ludwig Fränkel: Zedtwitz, Ewald von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 759–761.
  15. Die Gerechten Österreichs Bedrohte Antifaschisten (Memento vom 20. März 2005 im Internet Archive) In: gedenkdienst.org
  16. Würzburg. [1]. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 19: Weck–Zz und Nachträge. Altenburg 1865, S. 543 (zeno.org).
  17. Musik nach Bildern – Online-Datenbank (Memento vom 18. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) In: webapp.uibk.ac.at
  18. Österreichisch-Albanische Gesellschaft (Memento vom 16. Juli 2007 im Internet Archive)